Südpatagonien und Chile, Januar 2015

Südpatagonien und Chile, Januar 2015

Argentinien/Chile – Carretera Austral

Reise vom 19.11.2014 – 10.12.2014 von Gerhard und Edith Jörg (beide 73 Jahre alt)

Nach unserer 1. Reise durch Nordwest-Argentinien und 2 Jahre später kreuz und quer durch das argentinische Patagonien mit Abstecher nach Chile, machten wir im November/Dezember 2014 unsere 3. Rundreise durch die Vermittlung von Argentinien-anders.

Bs.As. Flug nach Bariloche – Übernahme des Leihwagens – weiter nach El Bolson – Esquel – Perito Moreno – Lago Posadas – Los Antiguos – Chile Chico – Guadal – Puerto Tranquilo – Coyhaique – Puyuhuapi – Puerto Cardenas – Futaleufu – Esquel – Bariloche – Flug zurück nach Bs.As.

Die Transfers in Bs.As wurden von Pablo durchgeführt, der scheinbar alle Winkel und Schleichwege in und um Buenos Aires kennt und zwar ohne Navi. Von Fiorenza wurden wir sehr gut mit Landkarten eingedeckt. Allerdings funktionierte das überreichte Handy nur ein einziges Mal.

Die Zusammenstellung der Tour hat unseren Vorstellungen voll und ganz entsprochen, die Distanzen waren gut zu schaffen und es blieb genügend Zeit für Pausen und zum Fotografieren. Die Unterkünfte waren durchweg in Ordnung bis sehr gut.

Einige möchten wir besonders hervorheben:

Posada Hamelin, in El Bolson. Sehr rustikal und ein wunderbares Frühstück mit Köstlichkeiten die von der Besitzerin selbst hergestellt waren und liebevoll serviert. Im nahegelegenen Restaurant “Las Patagonica” gut Forelle gegessen.

“Hosteria Canela” in Esquel ist klein, ruhig und schönes Zimmer.

Die Zimmer im “Hotel Americano” in Perito Moreno sind sehr spartanisch eingerichtet, kein Tisch, kein Stuhl, keinerlei Ablage aber es hat auch ein Grill-Restaurant das sehr empfehlenswert ist.

“Casa Rio Tarde” in Lago Posadas hat zwar kleine Zimmer aber einen schönen Aufenthaltsraum mit angenehmer Atmosphäre und geschmackvollem Ambiente, viel Literatur, dezente Musik und gesundes Essen.

Im “El Mirador de Guadal” am Lago General Carrera wurden wir aufs herzlichste empfangen. Die gesamte Anlage wunderschön und sehr sauber. Landestypische Chalets mit Terrasse und Blick auf den Lago und die Berge.   Der Eigentümer ist ein gebürtiger Holländer und spricht sehr gut deutsch. Er gibt Ratschläge für Ausflüge, Wanderungen etc. und ist in allem behilflich. Wir mussten nach 3 Nächten wieder weiter.

Casa Ludwig” in Puyuhuapi an der Carretera Austral ist ein denkmalgeschütztes Privathaus mit Möbeln aus der Gründerzeit. Luisa Ludwig führt mit ihrem Mann diese Pension. Ihr Vater war 1935 einer der ersten deutschen Siedler. Frau Luisa Ludwig-Winkler hat im Oktober 2014 ein Buch in deutscher Sprache herausgebracht, über die Geschichte ihres Heimatdorfes Puyuhuapi, mit dem Titel “Ein Dorf in Patagonien mit deutschen Wurzeln, Puyuhuapi war Waldhagen”
ISBN 978-956 344-052-2
– Sehr spannend und interessant!

“Hotel Yelcho” in Puerto Cárdenas am Lago Yelcho. Ein großes und für patagonische Verhältnisse ein sehr nobles Hotel. Von Anglern ein bevorzugter Platz, sogar von Santiago kommen die Fischer hierher um zu angeln.

Noch einige Zeilen zu unserer Tour:

Die Zusammenstellung der Reise kam von Argentinien-anders und es war eine supertolle Tour. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter, denn nur 2 Tage Regen von insgesamt 3 Wochen, zumal die befahrene Region durch öfteren Regen bekannt ist.

Die Fahrt von Bariloche nach El Bolson führte auf gut ausgebauter Strasse durch schöne bergische Landschaft, an Seen entlang und rechts und links gelb und rot blühender Ginster und Lupinen in allen Farben. Die Strassen in El Bolson sind schlecht beschildert und wir hatten einige Mühe unsere Unterkunft “Posada de Hamelin” zu finden.

Am nächsten Morgen war unser nächstes Ziel zunächst “Lago Puelo” Der Himmel war strahlend blau und wir machten eine 2stündige Wanderung mit kleinem Picknick. Weiter ging es durch den Nationalpark Alerces bis nach Esquel. In Esquel typisches Lokal entdeckt. “Parilla de Maria” im Zentrum von Esquel.

Tags darauf lange Fahrt (420 km) durch die endlose Steppe Südpatagoniens, teils geteert aber auch viel Schotterpiste. Auf halber Strecke kam dann auch noch der patagonische Wind dazu. Wir waren froh, endlich in Rio Mayo auf der Estancia Don Jose anzukommen. Es gab ein schönes Abendessen und wir wohnten in einem separaten Haus, gepflegtes Grün ums ganze Anwesen und gegen den Wind schützten große, hohe Pappeln. Außer der Estancia gehört der Familie ein Mineralwasser-Abfüllbetrieb, eine Gujanako- und Merino-Schaafzucht und zur Verwertung der Wolle eine Textilmanufaktur. Eine tüchtige Familie und man spürt auch den Reichtum der Familie, ganz im Gegensatz zum Dorf Rio Mayo. Eine sehr ärmliche, trostlose Siedlung, einfachste Häuser, meist in schlechtem Zustand, nur Schotterstrassen, viel Wind und Staub. Wer hier lebt muss hier geboren sein.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter, teils auf herrlich ausgebauter Landstrasse und teils auf Schotterpiste bis Perito Moreno. Auch dieser Abschnitt bietet nur Kies, einsame Steppe und die unendliche Weite Patagoniens. Nun, die Strecke musste überwunden werden. Wir kommen am frühen Nachmittag in Perito Moreno an. Mit einem Rundgang durch das Dorf und Einkehr in einem Cafe vertrieben wir uns die Zeit und bekamen einen Eindruck vom kleinstädtischen Leben in Patagonien. Im Restaurant AMERICANO wurden wir am Abend von dem angebotenen Essen angenehm überrascht. In Perito Moreno gibt es einen größeren Supermarkt. Die nächste Einkaufs-Möglichkeit haben wir erst wieder in Antiguos gefunden.

Weiter geht die Fahrt Richtung Lago Posadas, dazwischen zweigten wir ab zu den Felszeichnungen “Las Manos”. Um 14 Uhr begann die Führung und wir waren rechtzeitig dort. Die Zeichnungen haben uns sehr beeindruckt, größer und weitläufiger als wir es uns vorgestellt hatten. Zurück zur Hauptstrasse und bald waren wir auf herrlich ausgebauter Landstrasse in Bajo Caracoles, von dort wie vorgegeben die restlichen 80 km auf Schotterpiste nach Pueblo Lago Posadas in die Hosteria Rio Tarde. Kurz vorm Ziel schwebten drei Kondore ganz nah über uns.

2 Nächte sind wir hier und nutzen den nächsten Tag für Rundfahrten zum Lago Pasado und Lago Pueyrredon. Wir fuhren durch wildes Gelände in purer Einsamkeit, rundum Gebirge und 2 wunderschöne Seen, der eine türkis und der andere tiefblau, getrennt nur durch einen schmalen natürlichen Damm. Wir fanden auch die Estancia Suyay und hofften dort einen Kaffee und ein Sandwitch zu bekommen, aber leider wegen Renovierung geschlossen.
25.11.2014 Heute fahren wir weiter nach Antiguos.

Wir überlegten lange ob wir die Route über den Pass am Monte Zeballo nehmen sollen oder die viel längere aber einfachere Strecke über Perito Moreno. Wir entschlossen uns für den Bergweg und fuhren durch fantastisches Gebiet, ein Kalenderbild nach dem andern bis zum Passo Raballo. Dort trafen wir auf 2 argentinische Zollbeamte und die meinten, dass man die Strasse zwar fahren kann aber sie übernehmen keine Verantwortung und mit allerhand Gesten machten sie uns unsicher. Also kehrten wir um und fuhren die viel längere Strecke. Bei Sonnenuntergang kamen wir im Hotel Mora in Antiguos an.

Am nächsten Morgen, nach einem Bummel durch die Stadt und zum Mirador de Tehuelche fuhren wir weiter zur Grenze nach Chile-Chico. Wir kamen um 11 Uhr am argentinischen Zoll an und erfuhren, dass keine Abfertigung möglich ist, weil der chilenische Zoll erst um 14 Uhr wieder öffnet.

Öffnungszeiten sind: von 8.00 – 10.00 Uhr, 14.00 bis 16.00 Uhr und 18.00 bis 20.00 Uhr.

Also zurück nach Antiguos und nutzten die Zeit zum Mittagessen. Rechtzeitig zurück zum argentinischen Zoll und die Formalitäten liefen reibungslos ebenso am chilenischen Zoll.

Achtung: kein Obst und Gemüse über die Grenze nach Chile mitnehmen.

 

Nun in Chile-Chico zur einzigen Bank am Ort, denn wir brauchten jetzt chilenisches Geld. Die Bank schließt um 14.00 Uhr und der Bankautomat funktionierte nicht. Eine Bankangestellte, die freundlicherweise uns helfen wollte, kam zu dem Resultat, dass der Geldautomat zu alt sei und die neuen Karten mit Chip nicht lesen könne. Wir versuchten im Touristikbüro US-Dollar zu wechseln, aber ohne Erfolg.

Wir ließen uns nicht entmutigen und fuhren weiter, immer am Lago General Carrera entlang, ca. 115 km und brauchten gute 4 Stunden bis zum Feriendomizil “Mirador de Guadal“. Eine spektakuläre Fahrt, auf und ab auf staubiger Schotterpiste mit traumhaften Ausblicken auf schneebedeckte Berge und azurblauen See. Nach einem herzlichen Empfang durch den Besitzer Stefan Veringa, erholten wir uns erst einmal bei einem kühlen Bier und bezogen das wunderschön gelegene Ferienhaus. Geldprobleme gab es keine, denn Herr Veringa wechselte uns US-Dollar in chilenische Peso.

Zwei sogenannte Ruhetage sind eingeplant. Mit frischem Elan machten wir uns nach dem Frühstück auf zu einer leichten, 3stündigen Wanderung zu einer stillgelegten Kupfermine. Für technisch Interessierte ein Highlight. Anschließend schlenderten wir durch das Dorf Guadal. Hochinteressant ist der Friedhof. Am nächsten Tag fuhren wir zuerst nach Puerto Bertrand, dann entlang dem Rio Baker und ins Valle Escondida. Dort trafen wir auf grosse Herden von Guanakos. Ein schöner Ausflug und bis zum Abendessen genossen wir den Aufenthalt in und um unser Chalet am See.

Weiter geht es nach Tranquilo. Ca. 60 km Schotterpiste meist mit Bllck auf den Lago General Carrera. Traumhaftes Wetter, in der Ferne die teils schneebedeckten Berge, rechts und links blühende Landschaften mit Ginster, Lupinen und den leuchtend roten Notros. Dort angekommen machten wir uns sofort kundig wegen der Bootsfahrt zu den Marmorhöhlen. Es war wenig los, wir konnten in Kürze starten und hatten einen unerschrockenen Bootsführer. Aber diese Naturschönheit muss man unbedingt gesehen haben.

Der Ort Tranquilo hat zwar einige “Supermärkte” die aber nicht größer sind als bei uns ein Kiosk und auch einige Restaurants chilenisch, patagonischer Art. Wir wohnen im Hostal Puesto. Hier kann man auch essen, aber am Ruhetag muss man sich was anderes suchen. Sämtliche Gäste trafen sich zum Abendessen im Hostal Costaniero, was gut und preiswert war.

30.11.2014 Heute machten wir einen Ausflug ins Valle Explodora und wollen bis zum Gletscher, der zum Cerro Valentin gehört. Wunderschönes Tal, relativ gute Strasse, üppiger Regenwald, rechts und links riesiges Nalcas. Wir fuhren ca. 55 km in das Tal, aber zum Gletscher gingen wir nicht, denn es fing an zu regnen und die Wolken hingen tief. Wir kehrten um und gleich schien die Sonne wieder und wir hatten eine schöne Rückfahrt.

01.12.2014 Es geht weiter nach Coihaique. Die Landschaft war wieder sehr abwechslungsreich und wir suchten zuerst unser Quartier, B&B Raices. Ein unscheinbarer Schuppen, aber innen doch ganz ordentlich und freundliche Leute. Wir schlenderten durch die Stadt, die voll ist mit jungen Leuten, Schülern und Studenten. In der Pizzeria “Mamma Gaucha” ist gut Pizza essen.

Im B&B Raices gab es ein reichhaltiges, besonders gutes Frühstück und dann gings los nach Puyuhuapi. Wieder konnten wir uns nicht satt sehen an der herrlichen Landschaft. Von anderen Touristen wurden wir auf die vielen Baustellen dieser Strecke aufmerksam gemacht, denn die Carretera Austral wird ausgebaut. Vor 13 Uhr sollten wir an der Abzeigung Cisnes/Puyuhuapi sein. Prompt waren wir 10 Minuten zu spät und mussten 4 Stunden warten. Die Sperrung ist täglich, bis La Junta. Für uns war das kein Problem, wir fuhren einfach die 32 km nach Cisnes und verbrachten den Nachmittag dort.

Pünktlich um 17 Uhr waren wir wieder an der Absperrung. Die Fahrt im Konvoi durch die Baustelle bis Puyuhuapi war ein einziger Horror. Staub, Staub, schlechte Strasse, Baumaschinen, Zwischenstops wegen Sprengungen und endlich um 19.30 Uhr kamen wir in Puyuhuapi im Casa Ludwig an. Wir hatten Hunger und kehrten in der Cocina La Estrelle ein. Leider liess das Essen sehr zu wünschen übrig. Die anderen Tage waren wir im Restaurant “El Muele” und können wir empfehlen.

Wir erkundeten das Dorf in alle Richtungen und entdeckten auch einen Wanderweg. Wir folgten dem “Sentiero de visto panoramico.” Am Ende war doch tatsächlich eine Bank mit Panoramablick. An den Wänden im Touristikbüro bzw. im Foyer, sind viele Fotos aus früheren Jahren angebracht. Die hochinteressante Gründergeschichte des Dorfes durch die sudetendeutschen Siedler erzählt Luisa Ludwig-Winkler in ihrem Buch, wie zuvor erwähnt.

Am nächsten Tag fahren wir in den nahegelegenen Nationalpark “Ventiquero Queulat” zum Hängegletscher. Blauer Himmel, Sonne und eine Temperatur von fast 30° umgeben uns. Wir wanderten zum Lago und machten eine kleine Bootsfahrt in die Nähe des Gletschers und der Wasserfälle. Ständig gab es Eisabbrüche und sogar ein heftiger Bergsturz, was wir aus sicherem Abstand beobachten konnten.

Da unsere Tage begrenzt sind müssen wir von Puyuhuapi Abschied nehmen und weiter auf der Carretera Austral über La Junta nach Puerto Cárdenas. Wieder durch viele Baustellen und Behinderungen.

Im Hotel Yelcho sind wir zur Kaffee- Kuchenzeit angekommen und verzogen uns anschließend zur Siesta in unsere Suite 106. Wir haben den Aufenthalt dort sehr genossen. Man kann dort herrlich ausruhen und kann auch einiges unternehmen. Im Quincho wurde an einem Abend ein ganzes Lamm gegrillt. Es war ein Festmahl!!

Nun geht es wieder zurück nach La Junta, dort abgezweigt nach Futaleufu.

Eine schöne, abwechslungsreiche, leicht zu befahrene Strecke, trotz Schotterpiste. Wunderschön die Täler und entlang dem Rio Futaleufu.

Das gepflegte Städtchen Futaleufu, es war Sonntag und kein Mensch auf der Strasse, wir wollten noch tanken, aber die Tankstelle hatte kein Superbenzin mehr, bekommt erst morgen wieder welches. Nicht schlimm für uns, wir haben noch genügend bis Esquel.

Esquel kennen wir ja bereits, also abends in die “Parilla de Maria“ und am nächsten Tag ausgiebiger Stadtbummel und Besuch des Bahnhofs der Museumsbahn La Trochita, Autowäscher suchen und gefunden, ein bisschen Shopping und schon war der Tag wieder zu Ende. Morgen geht es zurück nach Bariloche und Rückflug nach Buenos Aires zu unseren Freunden und wenige Tage später mit IBERIA via Madrid-Zürich nach Deutschland.

Eine wunderschöne Reise geht zu Ende.

Familie Jörg, Gottmadingen